Vor der Kirche in Großbeeren: Ein Projekt der evangelischen Kirche Großbeeren,
unterstützt durch die Gemeinde Großbeeren.
Abraham von Willemer (*24.05.1794), genannt „Brami“, wuchs als einziger Sohn von 8 Kindern des Bankiers Jacob von Willemer in Frankfurt/Main auf.
Seine Mutter, die 2. Ehefrau seines Vaters, verstarb zwei Jahre nach Bramis Geburt.
1800 nahm sein Vater die 16 jährige Marianne Jung in sein Haus auf. Er wollte die talentierte Schauspielerin, die zu dieser Zeit in Frankfurt gastierte, fördern und ihr eine gute Erziehung zukommen lassen.
Seine Kinder, aber besonders Brami, schlossen die junge Marianne in ihr Herz.
Aus der „Geschwisterliebe“ sollte bei Brami, als heranwachsender junger Mann, etwas mehr werden.
Von 1807 - 1810 weilte Brami in Ifferten (heutiges Yverdun) an der berühmten Schule von Pestalozzi. Anschließend war er noch eine Zeit lang in Italien und Paris.
Sein Vater legte großen Wert darauf, dass sein einziger Sohn die beste Ausbildung erhalten sollte.
Die Willemers und ganz besonders Marianne, waren gut befreundet mit Johann Wolfgang von Goethe.
Der aus der Freundschaft entstammende Schriftwechsel sowie unzählige Gedichte gelten noch heute als literarisch besonders wertvoll und fanden u.a. Einzug in Goethes Werk „West-östlicher Divan“.
Goethe empfahl dem alten Willemer, Marianne zu heiraten, um sie vor möglichem Gerede in der Frankfurter Gesellschaft zu schützen. Willemer folgte diesem guten Rat.
Auch wenn Bramis Herz eine andere Sprache sprach, die Heirat belastete nicht die Beziehung zu seinem Vater und schon gar nicht zu Marianne.
Er wusste Marianne nun fest in die Familie eingebunden.
Brami war 1814 in den preußischen Dienst getreten und vom König in persönlicher Audienz zum Oberleutnant befördert.
1815 ließ er sich in das preußische Heer aufnehmen, war zunächst Brigadeadjutant im I. preußischen Armeekorps und wurde bald zum Hauptmann befördert. In dieser Zeit lernte er die verwitwete Gutbesitzerin Dorothee von Geist aus Großbeeren kennen, mit der er sich 1818 verlobte.
Ein sinnloser Streit in der Kriegsschule, von Brami provoziert, sorgte für einen tragischen Verlauf.
Am 19.06.1818 duellierten sich die streitenden Parteien in der Nähe von Neuruppin.
Brami wurde dabei von dem Schuss des Gegners tödlich getroffen. Er wurde nach Großbeeren gebracht und dort beigesetzt.
Im Kirchenbuch zu Großbeeren wurde vermerkt:
„Herr Abraham Ludewig Heinrich Jacob von Willemer aus Frankfurt am Main gebürtig, Königlicher Hauptmann im 2ten Westpreußischen Infanterie Regimente, 24 Jahre alt, wurde am 19. Juni 1818 als Leiche anhero gebracht. Er verstarb an den Folgen einer im Zweikampf erhaltenen Schußwunde.
Der Ortsprediger, welcher in Gegenwart einer militärisch gerichtlichen Commission, überzeugte sich von der Wahrheit.
Der Leichnam wurde nach höheren Ortes ertheilten Erlaubnis im hiesigen herrschaftlichen Garten beigesetzt.“
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Wenige Jahre später verstarb überraschend Clara, die Tochter seiner Verlobten. Sie entstammte als einziges Kind aus der Ehe ihrer Mutter Dorothee mit dem schrulligen Großbeerener Rittergutsbesitzer Arnold v. Geist (*17.04.1747; ✝15.12.1812).
Dieser schloss erst 1807 im hohen Alter von 60 Jahren
den heiligen Stand der Ehe mit Dorothee Eisenberg. Link einfügen
Clara verstarb 1823 und wurde wie schon Brami zuerst im Gutsgarten beigesetzt.
Auch darüber ist im Kirchenbuch ein Vermerk zu finden:
„Plötzlich und unerwartet verschied Clara Sidonie Iphigenie Ulrike von Geist (*1807) auf Großbeeren, 16 Jahre alt, am 23.12.1823 an einem Blutsturz und Schlagfuß. Sie wurde in der hiesigen herrschaftlichen Gruft im herrschaftlichen Garten begraben.“
Einige Jahre später wurden die Särge von Clara von Geist und Abraham von Willemer in die heutige Gruft auf der Südseite der Kirche zu Großbeeren umgebettet.
Die Gruft wurde anlässlich der Kirchenrenovierung im Jahre 1929/30 geöffnet und dabei wurde festgestellt:
„..., daß die Leiche von Willemer einbalsamiert und gut erhalten ist, auch der Sarg noch ziemlich unversehrt ist. Desgleichen befindet sich im selben Grabgewölbe die Leiche der Tochter der Frau von Geist, Clara Sidrina Ulrike Marie Auguste Pflugenie.
Sie starb im Alter von 16 Jahren am 23.12.1823 an Blutsturz und Schlagfuß. Ihr Sarg und die Leiche waren völlig zerfallen“
1824 verkaufte die Witwe von Geist das Rittergut Groß-Beeren an den Leutnant Mumme, einen Oheim Theodor Fontanes. Mumme hatte schon Jahre zuvor das Gut Kleinbeeren erworben.
1825 endete ihre Zeit in Großbeeren und sie lebte fortan in Berlin. Dort ging sie mit dem Königlich Preußischen Major der allgemeinen Kriegsschule, Ludewig Christian Friedrich von Ciriacy, eine neue Ehe ein.